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Von Heinrich Schliemann bis Lara Croft: Faszination Vergangenheit

Die Vergangenheit ist heute so präsent, wie wahrscheinlich nie zuvor in der menschlichen Geschichte. Die Geschichtswissenschaften und die Archäologie generieren beständig neues Wissen und neue Erzählungen über die Geschichte der menschlichen Kulturen und Zivilisationen. Gerade in den durch archäologische Ausgrabungen zu Tage geförderten Gegenständen und Monumenten tritt uns die Vergangenheit lebendig vor Augen und wird in ihrer Materialität fassbar und begreifbar. Gerade diese Qualität archäologischer Artefakte und Monumente sorgt dafür, dass sie auch außerhalb der Wissenschaft rezipiert und verwendet werden. Nicht allein sind archäologische Stätten und Forschungen Publikumsmagneten für den Tourismus und Dokumentationssendungen im Fernsehen. Sie haben auch Eingang in Politik, Werbung, diverse Unterhaltungsmedien so wie viele oft überraschende Bereiche unseres Lebens gefunden, wo sie mit den verschiedensten Bedeutungen aufgeladen werden und entsprechende Assoziationen hervorrufen sollen: von Tradition und Identität bis zu Exotik und Mystik bzw. Esoterik.

Blick in den Ausstellungsraum

Blick in die Ausstellung Faszination Vergangenheit

Zusammen mit Frau Prof. Dr. Marlies Heinz und Herrn Pantelis Efthymiadis ist eine Gruppe Studierender der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg diesem Phänomen nachgegangen und hat eine Ausstellung zu diesem Thema geplant und realisiert. Beispielhaft präsentiert wurden die Verwendung antiker bzw. archäologischer Motive in der Werbung sowie für Produkte der Lebensmittel- und Kosmetikindustrien, die Instrumentalisierung der Geschichte in der Politik und mystische oder esoterische Bücher, Musik und andere Produkte. Auch die Ergebnisse einer Umfrage zum Wissen über vergangene Kulturen unter dem Titel Vergangenheit in der Gegenwart und ein Überblick über die Beschäftigung mit der Vergangenheit in der Neuzeit unter dem Titel Vergangenheit in der Vergangenheit waren Bestandteil der Ausstellung. Schließlich wurden die Besucher vor die Wahl gestellt, sich zwischen Archäologie als Suche nach Schätzen oder Archäologie als Suche nach Antworten zu entscheiden. In den beiden entsprechenden Abteilungen der Ausstellung wurde zum einen das vor allem von der Film- und Computerspielindustrie durch Figuren wie Indiana Jones und Lara Croft geprägte Bild der Archäologie dem Selbstverständnis der Archäologie als Wissenschaft gegenübergestellt. Während in der ersten Abteilung auch Computer- und Brettspiele zu archäologischen Themen ausprobiert werden konnten, stellte die zweite und letzte Abteilung der Ausstellung archäologisches Arbeiten mit einem Video und der Fotoserie Vom Fund zur Publikation - Wissenschaft Archäologie vor.

Meine persönlichen Beiträge zur Ausstellung waren zum einen die oben erwähnte Fotostory Vom Fund zur Publikation, im Bereich Wissenschaft Archäologie, die in drei Vitrinen exemplarisch die verschiedenen Arbeitsschritte von der Ausgrabung bis zur endgültigen Publikation nachzeichnete und damit auch die in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommene Phase der Aufarbeitung nach Abschluss einer Ausgrabung vorstellte. Zum anderen stammte von mir im Bereich Politik ein Beitrag, in dem die politische Instrumentalisierung von Vergangenheit am Beispiel des damaligen irakischen Diktators Saddam Hussein als assyrischer König thematisiert wurde.

An der inhaltlichen Konzeption und Gestaltung der Ausstellung beteiligt waren: Julia Brouwer, Jana Dümmler, Pantelis Efthymiadis, Heike Gruber, Simon Halama, Marlies Heinz, Verena Janatsch und Marco Kircher.

Gezeigt wurde die Ausstellung vom 20. Mai bis 18. Juni 2003 in der Universitätsbibliothek Freiburg und vom 23. September bis 27. November 2005 im Museum Quintana in Künzing/Niederbayern.