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Zincirli Höyük (2013)

Bedingt vor allem durch meine Doktorarbeit hatte ich seit 2008 an keiner Ausgrabung mehr teilgenommen, als mir der Ausgrabungsleiter Prof. Dr. David Schloen die Möglichkeit bot, bei den Ausgrabungen der Universität Chicago (USA) in Zincirli Höyük in der Türkei mitzuarbeiten. Dies war für mich eine besondere Freude, da ich mich in meiner Doktorarbeit intensiv mit diesem Ort beschäftigt habe. In einem schmalen Tal am Fuß des Amanus-Gebirges gelegen war Zincirli schon in der Frühen Bronzezeit (ca. 3000-2000 v. Chr.) besiedelt, ist jedoch vor allem aus der Eisenzeit bekannt, als der Ort zwischen dem 10. und dem 8. Jahrhundert v. Chr. Hauptstadt eines kleinen aramäischen Königreiches war. Anschließend gehörte es für etwa ein Jahrhundert zum Neuassyrischen Reich und diente als Provinzhauptstadt.

Zitadellenhügel

Zitadellenhügel, von Süden gesehen.

Schon Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die ersten und bis vor einigen Jahren einzigen Ausgrabungen in Zincirli stattgefunden. Es waren die ersten deutschen Großgrabungen im damaligen Osmanischen Reich, an denen unter anderen der spätere Ausgräber von Babylon, Robert Koldewey, beteilgt war. Die damaligen Forschungen konzentrierten sich auf die kreisrunden Stadtmauern und die in der Mitte der Stadt auf einem Hügel gelegene Zitadelle.

Auch mein Betätigungsfeld sollte auf der Zitadelle liegen, ja meine Aufgabe war es geradezu, den mehr als ein Jahrhundert alten Spuren meiner Vorgänger zu folgen. 2012 war bereits ein Teil des damals bereits ausgegrabenen inneren Zitadellentors erneut freigelegt und von dort ein Schnitt angelegt worden, der die Grenzen der alten Ausgrabungen in diesem Areal bestimmen und in noch nicht erkundetes Terrain vordringen sollte. Zusammen mit Hande Köpürlüoğlu oblag es mir nun nach den bereits geleisteten Vorarbeiten, die exakten Grenzen der alten Ausgrabungsschnitte zu finden, um die noch unberührten Schichten von der Verfüllung der alten Schnitte trennen zu können. Am Ende der Kampagne hatten wir diese Aufgabe tatsächlich weitgehend gelöst und auch die Verfüllungen fast vollständig entfernt. An älteren Strukturen hatten wir indes nur eine isolierte Mauer und einen Ofen entdeckt. Beide waren knapp unter der Sohle der alten Schnitte erhalten geblieben. Wenn wir auch sonst in den noch anstehenden älteren Schichten kaum mehr als Schutt antrafen, so gelang es uns doch immerhin, eine große Kollektion an Scherben zu bergen, die verspricht, mehrere komplette oder doch beinahe vollständige Gefäße zu enthalten und daher unsere Keramikbearbeiter glücklich machte. Die Arbeiten in diesem Areal bedürfen in jedem Falle noch einer Fortsetzung - eigentlich haben sie gerade erst begonnen interessant zu werden.

Mehr über die Ausgrabungen in Zincirli finden sie auf der Homepage des Projekts.