Homepage Simon M. Halama

Syrien 2007/2008

Während der Aufenthalte in Syrien in den Jahren 2007 und 2008 zur Teilnahme an den Grabungen in Qaṭna hatte ich auf Tages- und Wochenendausflügen sowie an dem verlängerten freien Wochenende Gelegenheit zur Besichtigung mancher Städte und mancher archäologischer Ausgrabungen im westlichen Landesteil. Damals deutete noch nichts darauf hin, dass das Land nur wenige Jahre später in einen Bürgerkrieg verwickelt werden würde. Heute die Bilder aus jener Zeit zu betrachten und dabei zu wissen, dass wahrscheinlich manche der Menschen, die mir begegneten, einen gewaltsamen Tod gefunden haben und dass viele der von mir besuchten Orte verheert und in Schutt und Asche gelegt worden sind, erfüllt mich mit einer tiefen Traurigkeit. So ausweglos die gegenwärtige Situation erscheint und so verzweifelt die Lage der Menschen, von denen so viele aus ihrer Heimat haben fliehen müssen, so sehr hoffe ich, dass ein Weg zum Frieden sich auftun wird und ich eines Tages wieder die Gastfreundlichkeit der Syrer genießen darf. Auf dieser Seite finden sie Bilder und Eindrücke aus folgenden Orten:

el-Mischrife

Das heutige el-Mischrife, wurde in den 1980er Jahren neu errichtet, nachdem der syrische Antikendienst beschlossen hatte, das alte Dorf, das über den Ruinen des antiken Qaṭna erbaut worden war, räumen zu lassen. Ursprünglich ein vollständig christliches Dorf, ließen sich im neuen el-Mischrife auch bald Muslime nieder, so dass es zu den Zeiten, da wir dort arbeiteten, eine orthodoxe und eine maronitische Gemeinde ebenso gab, wie eine alawitische und eine sunnitische. Unser Quartier war damals bei einer alteingesessenen christlichen Familie, und auch in der Nachbarschaft, wo wir weitere Quartiere anmieteten waren wir immer willkommen. 2006 war ich in einem etwas weiter abgelegenen Haus untergebracht, und in der kleinen Straße wurde ich im Laufe der Zeit in fast jedem Haus eingeladen auf einen Kaffee oder anderes und hatte viel Kontakt zu den Kindern der dort wohnenden Familien, auch wenn ich mit meinem gebrochenen Arabisch nur wenig Konversation betreiben konnte. Kurzum, ich habe in el-Mischrife gelernt, was Gastfreundschaft ist. Und ich frage mich bang, wie es dort heute sein mag.

el-Mischrife

Blick von den Wällen Qaṭnas zum modernen el-Mischrife.

el-Mischrife

Blick von den Wällen Qaṭnas zum modernen el-Mischrife mit einer der Kirchen im Zentrum.

Homs

El-Mischrife liegt nur etwa 17 Kilometer von Homs entfernt. Daher war Homs als nächste Großstadt für uns ein häufig besuchter Ort: zum Geldwechseln wie zum Einkaufen im Suq; hier läuteten wir manches Wochenende ein bei einem Abendessen in einem der Restaurants, die in malerischen Altstadthäusern aus der mamlukischen Zeit untergebracht waren; vom Busbahnhof in Homs brachen wir auf nach Aleppo, Damaskus oder in andere Richtungen. Hier lag auch das Museum, in dem die meisten Funde aus Qaṭna ihren Bestimmungsort hatten.

Wenn man heute Bilder aus Homs sieht, so sind es meist Aufnahmen von Betonskeletten einstiger Häuser, Schutt und Trümmer. Als eines der Zentren des Aufstands gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad erleidet Homs seit 2011 ein Ausmaß an Gewalt und Zerstörung, das für uns, die wir mit Frieden gesegnet sind, kaum vorstellbar ist. Ich bedaure, dass ich kaum Bilder aus jenen Zeiten besitze, die ich hier präsentieren kann, um der heutigen Zerstörung etwas entgegenzusetzen. Es bleiben allein meine Erinnerungen an viele glückliche und vergnügte Stunden, die ich Homs verdanke.

Khalid Ibn al-Walid-Moschee

Die Moschee des Khalid Ibn al-Walid, eines muslimischen Heerführers aus frühislamischer Zeit, erbaut 1908-1913 anstelle einer mittelalterlichen Moschee (Rückseite).

Hama

Hama liegt nicht allzu weit nördlich von Homs am Orontes, dem größten Fluss Westsyriens. Im Zentrum der Stadt liegt der gewaltige Zitadellenhügel, wo dänische Archäologen Schichten vom 5. Jahrtausend v. Chr. bis weit in die islamische Zeit dokumentiert haben. Besondere Bedeutung hatte die Stadt in der Eisenzeit, dem 1. Jahrtausend v. Chr. als Zentrum eines kleinen Königreiches. Nach dessen Eroberung durch die Assyrer im 8. Jahrhundert v. Chr. wurde die Stadt mutmaßlich verlassen. Erst in hellenistischer Zeit im 2. Jahrhundert v. Chr. neu gegründet hat Hama nie wieder die Bedeutung gewonnen, die es einst in dieser Region hatte, deren Zentrum nun Emesa, das heutige Homs war. Ich besuchte Hama 2007 auf einem Tagesausflug.

Naura

Eine Besonderheit Hamas sind die Nauras, Wasserräder, die einst dazu dienten, Wasser aus dem Orontes zu schöpfen und über Rinnen auf die umliegenden Felder zu leiten. Manche sollen mehrere Jahrhunderte alt sein und funktionieren noch immer.

Nuri-Moschee

Die Nuri-Moschee ist eine Gründung Nur ad-Dins, der im 12. Jahrhundert von Aleppo aus seine Herrschaft bis nach Damaskus ausdehnen konnte, und ein Hauptgegner der Kreuzfahrer wurde.

Moschee

Eine weitere Moschee in der Altstadt von Hama.

Aleppo

Aleppo gehört sicherlich zu den am Längsten ununterbrochen bewohnten Städten der Welt. Spätestens seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. war es ein wichtiges Zentrum im nordwestlichen Syrien, das zeitweise Hauptstadt eines der mächtigsten Staaten der Region war. Vieles wissen wir indes hauptsächlich aus Textquellen, die aus anderen Orten in Syrien und im Irak stammen. Erst für das späte zweite und frühe erste Jahrtausend v. Chr. konnten archäologische Zeugnisse auf dem Zitadellenhügel im Zentrum der Stadt erfasst werden, nämlich die Überreste des Tempels, der dem Wettergott von Aleppo geweiht war. Auch aus der hellenistischen, der römischen und der byzantinischen Geschichte der Stadt sind kaum Denkmäler erhalten, auch wenn sich die Spuren jener Zeit zum Teil noch im Straßenmuster der Altstadt erhalten haben.

Doch es sind vor allem die Perioden der Geschichte nach der Ankunft des Islam, die das Stadtbild heute prägen, auch wenn Aleppo zunächst lange Zeit von untergeordneter Bedeutung war. Dabei sind es vor allem die Dynastien der Zengiden im 12. Jahrhundert, sowie die nach ihnen von Ägypten aus regierenden Ayyubiden (Saladin und seine Nachfolger) und Mamluken, die Aleppo in der Zeit der Kreuzzüge zu einer ersten Blüte führten. Die Mongolenkriege hingegen zogen die Stadt bis zu ihrer Eroberung durch Timur 1400 sehr in Mitleidenschaft. Doch in den folgenden Jahrhunderten etablierte sich die Stadt als wichtige Zwischenstation auf der Seidenstraße und blieb bis in die jüngste Vergangenheit eine durch den Handel wohlhabende Stadt. Im 20. Jahrhundert wuchs Aleppo zur nach Damaskus zweitgrößten Metropole Syriens heran.

Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien 2011 ist Aleppo jedoch eine der am Härtesten umkämpften Städte des Landes, da sie zum Teil von Aufständischen, zum Teil von Regierungstruppen gehalten wird. Zu leiden hat darunter in erster Linie die Zivilbevölkerung, aber die rücksichtslosen Kämpfe haben auch viele Monumente der historischen Stadt beschädigt, wenn nicht völlig zerstört. So spiegeln die folgenden Bilder weitgehend eine vergangene Realität wieder. Sie stammen von zwei Besuchen, einem langen Wochenende 2007, und einem anderthalbtägigen Kurzbesuch 2008.

Umayyadenmoschee

Innenhof der Umayyadenmoschee von Aleppo: Die älteste Moschee der Stadt stammt noch aus frühislamischer Zeit, wenn auch ihr letzter Zustand vor allem auf Restaurierungen und Umbauten aus mamlukischer Zeit, dem 14. und 15. Jahrhundert, zurückgeht. Das Minarett aus dem späten 11. Jahrhundert, hier noch zu sehen, besteht nicht mehr. Es wurde im Krieg zum Einsturz gebracht. Auch sonst hat die Moschee schwere Schäden erlitten.

Szene aus dem Suq

Der große Suq, d. h. Markt, von Aleppo erstreckte sich vom Bab Antakya, dem westlichen Stadttor des Altstadtrings, entlang der Umayyadenmoschee bis zur Zitadelle im Zentrum der Stadt. Besonders bekannt ist der Suq von Aleppo für seine Textilien, insbesondere qualitätvolle Schals in allen möglichen Farben und Materialien.

Szene aus dem Suq

Der Suq ist über die gesamte Distanz und mit allen seinen Parallel- und Nebengassen praktisch vollständig überwölbt und bildet damit so etwas wie eine gigantische Markthalle, in der sich ein Laden an den anderen reiht. Zwischen den Ladenzeilen liegen die großen Khane aus osmanischer Zeit und Moscheen, die meist durch einen auffällig gestalteten Eingang kenntlich gemacht werden.

Szene aus dem Suq

Neben den Handelswaren wie Textilien und Schmuck gibt es in bestimmten Teilen des Suqs auch Waren des alltäglichen Gebrauchs und Lebensmittel zu kaufen. Im Krieg wurde auch dieses einmalige Ensemble schwer beschädigt. Weite Teile sollen vollständig ausgebrannt sein.

Bab al-Maqam

Das südliche Altstadttor, das Bab al-Maqam, aus dem 13. Jahrhundert.

Bab Antakya

Vor dem Bab Antakya im Westen der Altstadt verläuft eine der Hauptverkehrsstraße Aleppos.

Tor der Zitadelle von Aleppo

Die Zitadelle, Wahrzeichen Aleppos, mit ihrem monumentalen Eingang, der durch zwei über eine Brücke miteinander verbundene Tortürme erfolgte.

Zitadelle von Aleppo

Auf der Zitadelle zeugen zahlreiche Runinen, die in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend gesichert und restauriert wurden, von der langen und wechselvollen Geschichte der Stadt. Die meisten ihrer Herrscher hinterließen hier mehr oder weniger dauerhafte Spuren. Der Bau mit Kuppel rechts ist die Abrahamsmoschee aus dem 12. Jahrhundert n. Chr. Die Wellblechüberdachung links schützt hingegen den auch damals nicht öffentlich zugänglichen Wettergotttempel aus dem 1. Jahrtausend v. Chr.

Palastportal

Portal des ayyubidischen Palastes auf der Zitadelle von Aleppo. Der Palast ist ein großer Gebäudekomplex gegenüber der Abrahamsmoschee.

Thronsaal

Der mamlukische Thronsaal wurde um 1406/1407 im Torturm der Zitadelle eingerichtet. Die jetztige Einrichtung inklusive der Holzdecke ist aber nicht original, sondern eine Rekonstruktion der syrischen Antikenverwaltung.

Kirche in Judeida

Aleppo hat eine große Anzahl christlicher Einwohner, darunter auch eine armenische Gemeinde. Eines der überwiegend christlichen Viertel ist Judeida im Norden der Altstadt. Hier eine der Kirchen des Viertels.

Gasse in Judeida

Das Viertel Judeida ist in seinm Baubestand noch sehr traditionell geprägt und weist viele Gebäude aus dem 16. bis 18. Jahrhundert auf.

Beit Ajiqbash

Dazu gehört etwa das Beit Ajiqbash von 1757, das heute ein Museum für traditionelle Volkskunst beherbergt. Hier ein Blick auf den Innenhof des großen Hauses.

Nationalmuseum

Das Portal des Nationalmuseums von Aleppo ist nach dem Vorbild der Fassade eines Palastes aus dem eisenzeitlichen Fundort Tell Halaf in Nordostsyrien gebildet. Die Skulpturen sind Abgüsse der Originale.

Damaskus

Wie Aleppo kann auch Damaskus auf eine Geschichte zurückblicken, die mehrere Jahrtausende umfasst. Die Stadt liegt in einer fruchtbaren Oase, bewässert vom Fluss Barada, der im Antilibanon-Gebrige entspringt. So waren etwa die aramäischen Könige von Damaskus im 1. Jahrtausend v. Chr. hartnäckige Gegner Israels, weshalb sie auch in der Bibel genannt werden. Es war damals schon eine wichtige Station im Karawanenhandel durch die syrische Wüste, zumal von hier einer der wenigen gut gangbaren Pässe über Antilibanon und Libanon zur Küste führte. Außerdem passierte auch eine wichtige Handelsroute von Süden nach Norden die Oase von Damaskus. Daher verlor die Stadt auch in späteren Epochen ihre Bedeutung nie, sei es unter den assyrischen und babylonischen Fremdherrschern, im Persischen Großreich, oder schließlich in hellenistischer, römischer und byzantinischer Zeit.

635 n. Chr. ergab sich die Stadt den arabischen Heeren, die den Islam in die Welt trugen. Und keine dreißig Jahre später rief sich der Gouverneur von Damaskus, Muawiya, zum Kalifen aus und gründete eine neue Dynastie, die Umayyaden: für ein gutes Jahrhundert war Damaskus das Zentrum des frühislamischen Imperiums. Als allerdings die nächste Herrscherdynastie, die Abbasiden, ihre Residenz in den Irak verlegten, ging dies mit einem gewaltigen Bedeutungsverlust für Damaskus einher. In der Kreuzfahrerzeit wurde es nach anfangs freundschaftlichen Beziehungen mit den Kreuzfahrerstaaten unter Nur ad-Din ein Zentrum des Widerstands gegen die europäischen Eindringlinge. Und einer der größten Gegner der Kreuzritter, Saladin, fand seine letzte Ruhestätte in Damaskus. Unter seinen Nachfolgern, den Ayyubiden, sowie später den Mamluken war Damaskus zwar kein politisches Zentrum mehr, war florierte jedoch nichtsdestotrotz in ökonomischer Hinsicht, wie auch seit 1517 unter der Herrschaft der Osmanen. In der Moderne ist Damaskus als Hauptstadt Syriens zur größten Stadt des Landes angewachsen.

Mein erster Besuch in Damaskus fand im Jahr 2006 statt (damals ohne Kamera). In den beiden folgenden Jahren war ich für ein kurzes und ein längeres Wochenende erneut in der Stadt, und habe doch nur Weniges außerhalb der Altstadt kennenlernen können. Etwas erschreckend für mich waren die in jenen Jahren vorgenommenen Veränderungen an der historischen Bausubstanz der Altstadt, ein Aufhübschen für Touristen, das an manchen Stellen den ganz eigenen Charakter der Stadt zu bedrohen schien. Doch heute, im Bürgerkrieg, da auch Damaskus nicht völlig von Kämpfen und Attentaten verschont bleibt, wirken solche Besorgnisse belanglos.

Umayyadenmoschee

Im Innenhof der Umayyadenmoschee: Die Moschee wurde im frühen 8. Jahrhundert errichtet, als Damaskus unter den Umayyadenherrschern noch Hauptstadt des Kalifats war. Sie ist damit eine der ältesten Moscheen der islamischen Welt.

Umayyadenmoschee: Portal

Bekannt ist die Umayyadenmosche besonders für ihre Mosaiken, wie hier am Hauptportal des Querschiffs der Gebetshalle. Im Vordergrund der Brunnen für die rituellen Waschungen.

Gebetshalle der Umayyadenmoschee

Ein Blick in den dreischiffigen Gebetsraum der Umayyadenmoschee.

Gebetsnische der Umayyadenmoschee

Im Querschiff des Gebetshalle befinden sich die nach Mekka ausgerichtete Gebetsnische sowie daneben die Kanzel für die Freitagspredigt.

Antike Säulen

Die Moschee nimmt den Platz des früheren römischen Jupitertempels und einer späteren christlichen Kirche ein. Nur wenige Überreste davon finden sich heute noch, so etwa diese Säulenfragmente an der Nordseite der Moschee.

Römischer Bogen

Ein anderes Monument aus römischer Zeit ist der Bogen auf der "Geraden Straße", der einstigen römischen Hauptstraße der Stadt, die sie von Westen nach Osten quert.

Suq al-Hamidiyya

Die Hauptachse des größten Markts der Stadt ist der mit Wellblech überwölbte Suq al-Hamidiyya, der hauptsächlich hochpreisige Souvenirshops beherbergt. In den umliegenden Gassen findet man jedoch Märkte für Alltagsbedarf, wie etwa Schreibwaren und Bücher oder Kleidung.

Damaszener Altstadtgasse

Eine Altstadtgasse hinter der Umayyadenmoschee.

Damaszener Altstadtgasse

Typisch in den Wohngebieten der Altstadt sind die hervorspringenden Erker der Häuser, die bisweilen die schmale Gasse beinahe überdachen.

Azem-Palast

Der große Innenhof des Azem-Palasts, den sich der damalige osmanische Gouverneur der Stadt Asad al-Azem in der Mitte des 18. Jahrhunderts in der Altstadt erbauen ließ.

Häuserzeile

Stadtgraben und Häuserzeile nördlich der Damaszener Zitadelle.

Medresen

Östlich der Zitadelle: Blick auf die Kuppeln der Adiliyya- und der Zahiriyya-Medresen aus dem 12. und dem 13. Jahrhundert; religiöse Schulen und Mausoleen ihrer Namensgeber: al-Adil, ein Bruder Saladins, und az-Zahir Baibars, ein Mamlukensultan.

Hidschaz-Bahnhof

Der Hidschaz-Bahnhof aus dem frühen 20. Jahrhundert, der Bestandteil einer Bahnlinie nach Mekka war, liegt westlich der Altstadt, wo die Osmanischen Statthalter ab dem 19. Jahrhundert ein neues Verwaltungszentrum etablierten.

Nationalmuseum

Bestandteil des Nationalmuseums von Damaskus ist diese rekonstruierte Fassade aus dem westlichen Qasr al-Hair, einem der so genannten umayyadischen Wüstenschlösser aus frühislamischer Zeit.

Safita

In Safita, einem Ort unweit der syrischen Mittelmeerküste, hat sich der gewaltige Donjon, der Wohnturm einer Kreuzfahrerburg erhalten, die eine wichtige Station zwischen dem berühmten Krak des Chevaliers und weiteren Kreuzfahrerburgen war. Ansonsten ist von der einstigen Burg nur wenig erhalten. Auf einem Tagesausflug besuchte ich 2008 die Burg. Wir speisten in Safita zu Mittag und fuhren dann weiter zum Krak des Chevaliers. Allein, was für ein Pech: da Ramadan, der muslimische Fastenmonat, war, schloss der Krak zwei Stunden früher als üblich, so dass wir nicht mehr hineinkamen.

Donjon von Safita

Der 28 Meter hohe Donjon enthält eine Zisterne, eine Kirche und eine weitere Halle im zweiten Obergeschoss.

Innenraum

Die Halle im zweiten Obergeschoss mit ihrem Kreuzgewölbe.

Qalʿat Schaizar

Gleichfalls aus der Kreuzfahrerzeit stammt die Burgruine von Qalʿat Schaizar. Sie liegt auf einem einsamen Felssporn über dem Orontes und kontrolliert eine Furt und das angrenzende Becken am Mittellauf des Flusses. Die Siedlung ist wohl bereits seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. besiedelt, aber archäologisch noch nicht gut untersucht. Die mittelalterliche Burg war im Besitz der muslimischen Familie Munqidh, deren bekanntester Vertreter Usama ibn Munqidh interessante Memoiren hinterlassen hat (auf Deutsch erschienen in der Übersetzung von Gernot Rotter unter dem Titel Ein Leben im Kampf gegen Kreuzritterheere). Ich besuchte die Burg 2007 auf dem Weg nach Apameia.

Tor von Qalʿat Schaizar

Das Nordtor von Qalʿat Schaizar erhebt sich hoch über der Orontesfurt.

Donjon von Qalʿat Schaizar

Der Donjon der Burganlage am südlichen Ende des Burgplateaus stammt aus dem Jahr 1233. Hinter ihm wurde der Felssporn von dem restlichen Hügelrücken abgetrennt, indem man einen tiefen Graben aus dem Fels schlug.

Qalʿat Schaizar

Eine Wand der Burg steht noch aufrecht am Abgrund über dem Orontestal.

Apameia

Apameia liegt auf einer Hochebene über dem Tal des Orontes. Obschon wohl nicht erst seit der hellenistischen Zeit besiedelt, so beginnt doch mit ihr die bedeutendste Epoche in der Geschichte des Ortes. Um 300 v. Chr. gründete Seleukos, einer der Generäle und Erben Alexanders des Großen, Apameia als eine von vier großen Städten in Syrien, die das administrative Rückgrat des seleukidischen Reiches bildeten. Auch unter römischer und byzantinischer Herrschaft blieb die Stadt ein wichtiges Zentrum, so wurde sie im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. prächtig ausgebaut und im 5. Jahrhundert Bischofssitz. Letztere Funktion blieb noch bis mindestens ins 10. Jahrhundert bestehen, obwohl die Stadt nach der Eroberung der Region durch die Araber an Bedeutung verlor. Zwischen 1106 und 1149 war die Zitadelle der Stadt eine wichtige Grenzfestung des Kreuzfahrerfürstentums von Antiochia. Seit ihrer Rückeroberung durch Nur ad-Din blieb eine Siedlung auf der Zitadelle bestehen, während das einstmals 250 Hektar umfassende Stadtgebiet endgültig aufgegeben wurde. Ich besuchte die Stadt, nicht aber die Zitadelle 2007.

Säulenstraße von Apameia

Wahrzeichen der antiken Ruinen ist die noch in weiten Teilen gut erhaltene Säulenstraße des Cardo mit ihren gut 1,8 Kilometer Länge.

Stadtmauer von Apameia

Ein Abschnitt der gewaltigen Stadtmauern am Nordtor.

Theater von Apameia

Weniger gut erhalten als manch andere Bauten ist das Theater von Apameia.

Palmyra

Palmyra liegt inmitten der Syrischen Wüste. Als wasserreiche Oase war der Ort von Alters her eine wichtige Zwischenstation im Karawanenhandel zwischen Syrien und Mesopotamien. Die Karawanen, zunächst Eselskarawanen, ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. Kamelkarawanen, passierten Palmyra auf dem Weg zwischen dem Euphrat im Nordosten und Damaskus im Westen. Aus der frühen Geschichte des Ortes wurde meines Wissens bei den Ausgrabungen bislang nichts gefunden. Die heute noch erhaltenen oder bislang ausgegrabenen Ruinen entstammen vor allem der späthellenistischen und römischen Zeit. 2008 besuchte ich Palmyra für ein Wochenende.

Palmyras Säulenstraße

Auch Palmyras Stadtzentrum wird von einer Säulenstraße durchquert, die aber, anders als üblich, nicht vollkommen geradlinig verläuft, sondern in drei Abschnitte mit leicht divergierenden Ausrichtungen unterteilt ist.

Baal-Tempel

Das größte Heiligtum der Stadt ist der Baal-Tempel, der im 1. Jahrhundert n. Chr. errichtet und im 2. Jahrhundert n. Chr. nochmals umgebaut wurde. Das gewaltige Portal führt am Ende einer Freitreppe in die Cella, den innersten Kultbau.

Baal-Tempel

Die Cella war an allen Seiten von Arkaden umgeben, wie sie hier an der Rückseite noch erhalten sind. Die Umfriedung des Tempelbezirks um den zentral gelegenen Bau der Cella misst etwa 205 mal 210 Meter und war an der Innenseite gleichfalls vollständig von Säulenreihen gesäumt.

Principia

Am entgegengestezten, westlichen Ende der Stadt errichteten die Römer am Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. ein Legionslager für die in Palmyra stationierten Truppen. Das hier zu sehende Hauptquartier, die Principia war über eine große Freitreppe zu erreichen und enthielt neben einem großen Saal und Büros auch ein "Fahnenheiligtum", in dem die Feldzeichen der Legion aufbewahrt wurden.

Theater

Ebenfalls aus römischer Zeit, aber vielleicht schon dem 2. Jahrhundert v. Chr., stammt das Theater, das zusammen mit der Agora und den Thermen zu den wichtigen Bauten gehörte, die das Stadtzentrum prägten. Die erhaltenen Strukturen wurden durch den Antikendienst zu einem fast vollständigen Gesamtbild rekonstruiert.

Grabtürme

Außerhalb der Stadt an den nächstgelegenen Höhen lag die Nekropole Palmyras. Besonders auffällig sind die zum Teil noch vollständig erhaltenen Grabtürme. Daneben bestanden aber auch Felsgräber und Grabtempel.

Sand

Die Spuren des Windes.

Ugarit

Ugarit, mit modernem Namen Ras Schamra, liegt unweit von Lattakia in der syrischen Küstenebene. In der Bronzezeit, und zwar vor allem im 2. Jahrtausend v. Chr. war Ugarit einer der wichtigsten Umschlagplätze für den Handel im östlichen Mittelmeer, auch wenn es selbst nicht direkt an der Küste lag. Auch das Handwerk blühte in der Stadt, ebenso wie das Geisteswesen, was vielleicht am Ehesten durch die Entwicklung einer eigenen Schrift für die Lokalsprache des Ugaritischen belegt ist. Dazu benutzte man zwar die damals im ganzen Westasien gebräuchlichen Zeichen der Keilschrift, reduzierte ihren Umfang aber von mehreren Hundert auf nur dreißig Zeichen: die erste Alphabetschrift war geboren! Am Ende der Spätbronzezeit, etwa um 1200 v. Chr., wurde die zuvor florierende Handelsstadt zerstört und für immer verlassen. Verantwortlich dafür mögen die "Seevölker" sein, die jedoch nur einer von mehreren Faktoren für die politischen Umwälzungen jener Zeit waren.

Bereits seit 1929 finden in Ugarit archäologische Ausgrabungen statt, die lange Zeit von Claude Schaeffer geleitet wurden, bevor jüngere französische Kollegen das Projekt weiterführten. Dank der Tatsache, dass der Ort nach der Spätbronzezeit aufgegeben wurde, war es möglich, große Teile der spätbronzezeitlichen Stadt freizulegen und einen guten Eindruck von ihrer baulichen Gestalt zu erhalten: Mehrere Tempel, Paläste und andere repräsentative Gebäude wurden ebenso ausgegraben wie ganze Wohnviertel, ein seltener Fall in der Archäologie Westasiens. Im Rahmen einer Exkursion besuchten wir Ugarit im Jahr 2007.

Poterne

Unterbau eines mächtigen Turmes am Westtor von Ugarit und die darunter hindurch führende Poterne, ein schmaler Mauerdurchlass.

Palastportal

Der spätbronzezeitliche Königspalast von Ugarit, ein riesiges Gebäude, verfügte über mehrere Eingänge. Das Hauptportal lag jedoch im Westen, unmittelbar am Platz hinter dem Westtor, und verfügte über zwei Säulen, von denen nur noch die in das Fußbodenpflaster eingelassenen Säulenbasen zeugen.

Königsgräber

In Ugarit war es üblich, unter dem Fußboden der Häuser Grüfte für die Verstorbenen anzulegen, die bei bestimmten Zeremonien im Totenritual auch von den Lebenden aufgesucht werden konnten. So auch im Königspalast, dessen Grabstätte von den Ausgräbern jedoch schon leergeräumt aufgefunden wurde.

Tür zur Gruft

Eingang zur Königsgruft.

Die Abwässer aus dem nordwestlichen Stadtviertel, wo viele prominente Gebäude lagen, wurden in einem großen steinernen Kanal gesammelt und aus der Stadt geleitet.

Tell Tweini

Tell Tweini ist ein kleiner Siedlungshügel in der syrischen Küstenebene, unweit der heutigen Stadt Jeble. Von Archäologen erfasste Schichten reichen von der Frühen Bronzezeit bis zu einer späteisenzeitlichen phönizischen Besiedlung. Wir besuchten Tell Tweini auf dem Rückweg von Ugarit 2007.

Tell Tweini

Graben unter Olivenbäumen: Das Hauptareal der bronzezeitlichen Ausgrabungen in Tell Tweini.